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10 Fragen an…

…Ferdinand Hausen
Ferdinand Hausen ist der Gründer und Inhaber von 360 Grad Bewerbung. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Bewerbungen und täglich erstellt er noch selbst für seine Kunden Anschreiben oder ganze Bewerbungsmappen. Zudem hat er seine Bewerbungsapp ins Leben gerufen und ein eigenes eBook veröffentlicht.
Er eröffnet unser Interviewformat und gibt Einblicke in seine tägliche Arbeit, aber auch über die Bedeutung des Anschreibens und Vorurteile gegenüber seiner Tätigkeit haben wir uns unterhalten.
Wann und warum kam Ihnen die Idee für 360 Grad Bewerbung?
Ich habe unseren Bewerbungsservice vor einigen Jahren nebenberuflich gestartet, seit Juni 2018 ist www.360-grad-bewerbung.de online. Damals war ich noch als Recruiter tätig und wollte eigentlich nur ein kleines Projekt nebenher starten, das mir Spaß macht und mit dem ich mir ein paar Euro nebenbei verdienen kann.
Das Angebot wurde von Anfang an sehr gut angenommen und wir sind seither kontinuierlich gewachsen, sodass ich mich zeitlich bald dafür entscheiden musste, ob ich weiter meinem Beruf nachgehen möchte oder ich mich lieber komplett auf 360 Grad Bewerbung fokussiere. Wie man sieht, habe ich mich für Zweiteres entschieden!
Welche Berufsgruppen holen sich in der Regel Hilfe von einem Bewerbungsservice?
Da ist tatsächlich alles dabei. Von Schülern, die sich um eine Ausbildung bewerben, über Studenten und Fachkräfte bis zur hoch qualifizierten Führungskraft. Und das über alle Branchen hinweg, egal ob kaufmännische oder handwerkliche Jobs, die IT, im Ingenieurwesen oder Ärzte. Ich glaube nicht, dass sich viele Berufe finden lassen, für die wir noch gar nicht geschrieben haben.
Und da schreiben Sie wirklich jede Bewerbung von Grund auf neu?
Natürlich hat man nach vielen Jahren ein großes Repertoire an Formulierungen im Hinterkopf, aber ja, es entsteht jede Bewerbung komplett neu. Nur so können wir so gut wie möglich auf die Anforderungen und Aufgaben der Stelle eingehen und auf die Fähigkeiten, die der Bewerber mitbringt.
Gibt es Punkte, auf die Sie beim Schreiben einer Bewerbung besonders achten?
Ich muss selbstverständlich auf ganz vieles achten. Unter anderem ist es mir wichtig, dass der Sprachstil im Anschreiben authentisch uns sympathisch wirkt. Der Text soll nicht zu hochgestochen und konstruiert wirken, aber auch nicht zu umgangssprachlich. Da muss man meiner Meinung nach den richtigen Mittelweg finden.
Mit welchen Vorurteilen werden Sie in Ihrer Funktion als Bewerbungsschreiber öfter konfrontiert?
Ich glaube, dass viele Leute das Bild von einem total unqualifizierten Bewerber im Kopf haben, den wir dann mit allen Mitteln irgendwie ins Vorstellungsgespräch schmuggeln. Aber ganz viel unserer Kunden sind wirklich sehr gut qualifizierte Mitarbeiter, die einfach nicht das Talent oder die Zeit für das Schreiben einer überzeugenden Bewerbung haben.
Und selbst wenn ein Bewerber mal nicht top-qualifiziert für die Stelle ist, ist es nicht unsere Aufgabe, im Anschreiben zu lügen, bis sich die Balken biegen. Dann sehen wir uns eben an, welche Stärken oder Erfahrungen man hervorheben kann und welche Punkte man eher nicht so ins Rampenlicht rückt. Dafür sprechen oder schreiben wir ja vor jedem Auftrag mit unseren Kunden, um genau das herauszufinden. Der neutrale Blick einem außenstehenden Ghostwriter kann da viel wert sein.
Lassen Bewerber in der Regel nur einmal eine Bewerbung schreiben oder haben Sie auch so etwas wie Stammkunden?
Viele Kunden benötigen erst einmal nur eine Bewerbung. Diese können Sie ja auch als Vorlage benutzen und für andere Stellen selbst anpassen. Solche Bewerber kommen dann vielleicht erst in der nächsten Bewerbungsphase, in zwei, drei Jahren oder noch später, wieder auf uns zurück.
Es gibt aber auch Jobsuchende, die in einer Bewerbungsphase drei, vier oder mehr Bewerbungen von uns erstellen lassen.
Für welche Art von Bewerber fällt Ihnen das Schreiben eigentlich besonders schwer?
In manchen Fällen muss man schon feststellen, dass der Bewerber so gar nicht zum Profil der Stelle passt. Das macht die Arbeit natürlich entsprechend schwerer. Da würde ich übrigens immer dazu raten, sich vorab darum kümmern, eine Aus- oder Weiterbildung zu machen oder über ein Praktikum in den Beruf zu kommen, wenn man gar keine Erfahrung mitbringt. Aber ich kann natürlich auch verstehen, wenn man es einfach einmal versuchen will.
Manche sagen, dass ein Anschreiben heutzutage gar nicht mehr so wichtig ist…
Der Meinung bin ich natürlich überhaupt nicht, sonst bräuchte ich meinen Job auch gar nicht machen. Im Anschreiben lassen sich immer noch sehr viele wichtige Infos und Argumente einbringen, die im Lebenslauf oder in einem Arbeitszeugnis nicht vermittelbar sind.
Wenn Unternehmen heutzutage teilweise kein Bewerbungsschreiben mehr verlangen, dann im Übrigen nicht, weil Sie das nicht mehr interessiert. Es steckt vielmehr die Angst dahinter, dass sich nicht mehr genügend gute Bewerber finden lassen, die vom Aufwand, der hinter einem Anschreiben steckt, abgeschreckt werden.
Und was antworten Sie Menschen, die sagen, dass sie auf keinen Fall Hilfe mit Ihrer Bewerbung brauchen?
Nicht jeder braucht Hilfe bei seiner Bewerbung, das ist auch völlig ok. Ich weiß aber auch, dass viele die Qualität der eigenen Bewerbungsunterlagen nicht richtig einschätzen können – und eine Absage zu kassieren, bevor man die Chance hat, sich im Vorstellungsgespräch zu beweisen, ist schon ärgerlich.
Zu guter Letzt: Was motiviert Sie, tagtäglich Bewerbungen zu schreiben?
Wenn die Motivation mal etwas nachlässt, denke ich einfach daran, dass ich mit meiner Arbeit Menschen dabei unterstütze, in Ihrem Beruf voranzukommen. Vielleicht machen diese mit meiner Hilfe den nächsten Karriereschritt, einen Gehaltssprung oder sind einfach zufriedener bei Ihrem neuen Arbeitgeber. Das ist schon eine schöne Sache.